Leben mit dem Tourismus im Schwarzwald

Feldberg behind the scenes – wo "Natur pur“ gute Planung braucht

von Yannick Bertrand, Kira Hoffmann, Jan Hopfer und Paulina Malys
Als höchstes und beliebtestes Zielgebiet Baden-Württembergs zieht der Feldberg jährlich über eine Million Besucher:innen an [1]. Und das nicht ohne Grund: Zu jeder Jahreszeit bietet der Feldberg attraktive Angebote. Im Sommer lockt er Wanderer und Mountainbiker an. Im Winter verwandelt er sich zum Skisport-Hotspot [1]. Doch die Beliebtheit des Feldbergs bringt Herausforderungen mit sich und wirft einige Fragen auf: Wie lässt sich am Feldberg Naturschutz mit dem Tourismus verbinden – ohne dass Konflikte überhandnehmen? Welche Rolle spielen soziale Medien für die Gäste des Feldbergs? Wie werden Besucher:innen gelenkt? Welche Infrastrukturmaßnahmen sind beim Tourismus nicht wegzudenken? Und was meinen die Menschen vor Ort zur künftigen Entwicklung des Feldbergs?
Behind the scenes – warum der Tourismus für den Feldberg wichtig ist.
Der Feldberg ist mit 1.493 m der höchste Berg Baden-Württembergs. Er macht den Südschwarzwald, der sich durch eine atemberaubende gebirgige Landschaft auszeichnet [2], zu einer der bekanntesten Regionen des Schwarzwaldes [3]. Jährlich zieht es dorthin hunderttausende von Tourist:innen und Tagesausflügler:innen, was die Bedeutung des Tourismus in der Region unterstreicht. Allein im Jahr 2019 wurden in der Gemeinde Feldberg 559.485 Übernachtungen gezählt [4]. „Der Tourismus stellt die wirtschaftlich bedeutendste Branche im Schwarzwald dar und ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region (rund 186.000 direkte Vollarbeitsplätze im Jahr 2012)” [5; 6]. Neben Wandern und Mountainbiken ist die Region vor allem durch ihre zahlreichen Wintersportmöglichkeiten bekannt. Besonders in den Hochlagen (über 1000 m) ist der Wintersport schon seit langer Zeit für den Tourismus bedeutsam. Der erste Skifahrer am Feldberg war der Franzose Dr. Robert Pilet. Vor 130 Jahren, im Jahr 1891, bestieg dieser den Gipfel mit einem Paar norwegischer Skier und fuhr dann mit den beiden langen Holzbrettern wieder hinab. Pilet brachte damit auch den Skisport von Skandinavien nach Deutschland. Im selben Jahr wurde in Todtnau, unweit des Feldbergs, der erste Skiclub Deutschlands gegründet [7].

Seitdem hat sich viel verändert. Immer mehr Besucher:innengruppen entdecken den Feldberg für sich als Urlaubsgebiet – von Outdoor-Begeisterten bis hin zu Familien. Auch für Schlecht-Wetteraktivitäten ist inzwischen gesorgt. Ganz in der Nähe des Gipfels eröffnete 2016 beispielsweise die „Fundorena“ [8], welche u.a. einen Trampolin- und Indoor-Hochseilpark anbietet. Angesichts des Klimawandels stehen die Hochlagen der Region vor großen Herausforderungen, da die Vulnerabilität des Wintertourismus hier stark zugenommen hat. Beispielsweise erwartet man, dass die Schneesicherheit geringer wird, wenn die Temperaturen weiter ansteigen. Der Feldberg spielt hierbei eine zentrale Rolle: „Besonders in den Gebieten rund um den Feldberg ist der Wintersport das wirtschaftlich tragende Element und bestimmt die touristische Ausrichtung maßgeblich“ [6].

Feldberg – damit ist nicht nur der Gipfel gemeint. Denn die Gemarkung umfasst auch die wenige Kilometer östlich vom Gipfel liegende Gemeinde Feldberg sowie die weiteren Ortsteile Alt- und Neuglashütten, Bärental und Falkau.
Um die einzigartige Landschaft in der Feldbergregion dauerhaft zu schützen, wurde der Feldberg bereits im Jahr 1937 unter Naturschutz gestellt [3]. Der Feldberg ist somit das älteste Naturschutzgebiet Baden-Württembergs. In dem 4.227 Hektar großen Schutzgebiet sind unter anderem Bergmischwälder und seltene Pflanzenarten (z.B. das stachelsporige Brachsenkraut) schützenswert [3]. Neben den durch Rodung des Urwaldes entstandenen Wiesen und Weiden, sind auch Felsen, Lawinenbahnen und Moore zu Lebensräumen für viele Pflanzen und Tiere geworden [9]. Daher wird der Feldberg oft als „subalpine Insel“ bezeichnet [9]. Doch wie sind Naturschutz und Tourismus miteinander vereinbar?

Der Feldberg befindet sich seit den 1970er Jahren stetig im Spannungsfeld zwischen touristischer Nutzung und Naturschutz. Ein Ausgleich zwischen den Bedürfnissen von Erholung und Tourismus einerseits und von Naturschutz andererseits kann nur dann herbeigeführt werden, wenn die Interessen beider Seiten respektiert und berücksichtigt werden [10]. „Als besondere Konfliktfelder erweisen sich hier häufig der durch den Tourismus ausgelöste Verkehr, die Entwicklung der Infrastruktureinrichtungen und die Nutzung des Naturraums durch die Besucher im Sommer wie im Winter“ [1]. Jeglicher Ausbau von touristischer Infrastruktur muss daher mit dem Schutz der Natur abgewogen werden [10]. Darüber hinaus steht auch der Schutz der Tierwelt im Konflikt mit dem Tourismus. Verschiedene Tierarten (wie z.B. das Auerhuhn) werden durch das Verlassen der vorgeschriebenen Pisten und Loipen in Stresssituationen gebracht, wenn die Skisportler plötzlich und unerwünscht im Wald auftauchen [11]. Um vor den Skifahrer:innen zu flüchten, müssen die Tiere enorme Energie mobilisieren [11]. Diese Anstrengung überleben sie manchmal nicht, denn im Winter sind die Energiereserven der Tiere knapp [11]. Daher ist es von großer Bedeutung, die Besucher:innen zu informieren und sie mithilfe von infrastrukturellen/technischen Maßnahmen zu lenken. So können die Tierwelt und der Naturschutz erhalten werden. Der Feldberg steht somit im Spannungsfeld zwischen der Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen (Erholung, sportliche Aktivitäten, etc.) und dem Erhalt der Natur. Laut dem Ranger Achim Laber handelt es sich dabei um „einen Kompromiss, mit dem nicht nur unsere Gäste, sondern auch unsere Tiere leben müssen“ [11].

Besucher:innen-Lenkung: Dem Naturschutz den Weg ebnen

Der Feldberg ist nicht nur eine Tourismus-Hochburg, sondern auch ein Naturschutzgebiet. Eine Frage war und ist dabei besonders zentral: Wie schafft man es, Naturschutz und Tourismus unter einen Hut zu bekommen [1]?
Zielkonflikte in Schutzgebieten entstehen grundsätzlich dann, wenn sich Naturschutzziele nicht mit den Ansprüchen von Freizeitsport, Gemeinden und Wirtschaftsförderung in Einklang bringen lassen [12]. Sehr häufig entstehen Konflikte in sensiblen Landschaften, wenn Naturschutzrestriktionen nicht akzeptiert werden (z.B. beim Wandern durch Kernzonen) [13]. Hinzu kommt, dass es Besucher:innen gibt, die nach möglichst ungestörtem Naturerleben suchen [12]. Um “Natur pur” allein erleben zu können, weichen manche Gäste anderen Besucher:innen-Gruppen aus und meiden die ausgewiesenen Wege. Durch diesen “Ausweicheffekt” können unbeabsichtigt zum Beispiel die Ruhebereiche von Wildtieren gestört werden. Problematisch sind zudem eine räumliche Konzentration an sogenannten “Points of Interest” (z.B. an beliebten Aussichtspunkten) oder eine zeitliche Konzentration (z.B. an Wochenenden und Feiertagen) [12].

So wird auch am Feldberg angestrebt, die Besucher:innen räumlich und zeitlich zu lenken [1]. Seit den 1970ern wurden dort Maßnahmen ergriffen, um den Tourismus zu steuern, sogenannte „Besucher:innen-Lenkungsmaßnahmen” [1]. Bei dieser Lenkung können zwei Ansätze unterschieden werden [12]. Zum einen kann auf Ge- und Verbote, wie Beschränkungen der Besucher:innenzahlen oder Betretungsverbote von Kernzonen gesetzt werden [12]. Diese “direkten” oder auch “harten” Maßnahmen der Besucher:innen-Lenkung erfordern sowohl regelmäßige Kontrollen als auch gute Informationsgrundlagen für die Besucher:innen. Zum anderen gibt es “indirekte” bzw. “weiche” Lenkungsmaßnahmen, welche die Besucher:innen auf der psychologischen Ebene beeinflussen sollen [12]. Führungen und Umweltbildungsangebote sind hierfür gute Beispiele. Meist werden nur dann direkte Maßnahmen ergriffen, wenn indirekte Maßnahmen ins Leere laufen [12].
Wander-Apps und Heatmaps – Gelingt die Lenkung von Besucher:innen am Feldberg?
Am Feldberg ist es besonders an Schönwettertagen und Wochenenden eine Herausforderung, Tourismus und Naturschutz unter einen Hut zu bekommen. Denn dann ist der Andrang am größten. Angestrebt wird daher, das Gebiet rund um den Feldberg gleichmäßig auszulasten [1]. Hierfür braucht es eine geeignete touristische Infrastruktur, wie Parkmöglichkeiten, einheitliche Beschilderungen und Informationen für die Besucher:innen [1]. Es ist wichtig zu zeigen, wie man schnell und einfach einen Parkplatz finden und wo und wann der öffentliche Nahverkehr genutzt werden kann [1]. Die Ausweisung von Premium-Wanderwegen mit zuverlässigen Beschilderungen kann zudem dabei helfen, dass Besucher:innen auf den für sie bestimmten Wanderwegen bleiben und sich nicht ins Naturschutzgebiet verirren.

Kurze Abenteuer mit langfristigen Folgen: Wie Microadventures den Tourismus am Feldberg verändern

Ferne Länder, exotische Wälder, hohe Berge und vielfältige Kulturen. Wenn über Abenteuer gesprochen wird, tauchen meist Bilder von aufregenden Aktivitäten weit weg von zuhause auf – sei es Wildwasser-Rafting in Kanada, Mountainbike-Touren in den Anden oder Fallschirmspringen in Südafrika. Nur wenige (häufig in westlichen Ländern wohnende) Menschen haben die Möglichkeit, sich solche Reisen und das nötige Equipment zu leisten. Für die Umwelt und die lokale Bevölkerung können solche Abenteuerreisen jedoch zur Belastung werden [14].

Eine Alternative dazu bieten Microadventures – dies sind Abenteuer, die in der Nähe vom Wohnort erlebt werden können. Sie sind einfach, günstig, kurz und effektiv [14; 15]. Den Trend zu Microadventures gibt es in Europa und Nordamerika bereits seit 2016 [14]. Während der Corona-Pandemie, als das internationale Reisen nicht möglich war, haben sie stark an Bedeutung gewonnen. Um der globalen Krise zu entfliehen, erkunden nun mehr und mehr Menschen die Orte in der Nähe der eigenen Haustür auf der Suche nach kurzen Abenteuern und Erlebnissen [14].

Diese Form der Erholung ist leicht zugänglich – auch für Menschen mit eingeschränkten (zeitlichen und finanziellen) Ressourcen oder körperlichen Einschränkungen [14]. In ökologischer und sozialer Hinsicht gelten Microadventures als besonders nachhaltig [14]. Die Essenz von Abenteuern kann auch erlebt werden, ohne die vertraute Nähe des eigenen Umfelds zu verlassen. Auch vor der Haustür lassen sich Herausforderung, Spaß, Erfahrungen und Aufregung finden [14; 15]. So wird es möglich, dem Alltag häufiger zu entfliehen und einen Gang herunterzuschalten. Aus psychologischer Sicht sind gelegentliche Microadventures sogar besser als eine mehrwöchige Reise im Jahr [14]. Im Vergleich mit fernen Reisezielen wird die alltägliche Umgebung häufig als weniger attraktiv empfunden. Microadventures bieten jedoch die Möglichkeit, das eigene Umfeld und die Region besser kennenzulernen – ganz nach dem Motto „going ‚deeper‘ not further“ [14]. So lässt sich der eigenen Region auch etwas wirtschaftliche Unterstützung geben [14].

Am Feldberg haben Microadventures ebenfalls zugenommen. Hier kommen jedoch auch besorgniserregende Seiten dieses Trends zum Vorschein. Als während der Corona-Pandemie keine Fernreisen möglich waren, wollten einige Menschen stattdessen kreative und abenteuerliche Tage in der Natur verbringen. Insbesondere das Übernachten in Hängematten unter freiem Himmel, im Biwak oder Zelt hat im Sommer 2020 auf dem Feldberg stark zugenommen. Im Jahr 2021 ging dieser Trend etwas zurück, doch das könne auch am Wetter liegen, so der Feldberg-Ranger Achim Laber. Die Entwicklung bereitet dem Ranger Sorgen, denn sie kann die Tier- und Pflanzenwelt bedrohen:
Wildcampen im Naturschutzgebiet.

Die Kosten der Freiheit: Wie Gemeinden den Naturschutz mit Wohnmobiltourist:innen in Einklang bringen

Der Wohnmobiltourismus hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Neben dem Komfort, in den „eigenen vier Wänden“ zu reisen, bietet der Urlaub mit dem Wohnmobil eine hohe Flexibilität beim Besuch von vielen Orten in der Welt. „Caravaning ist in Deutschland beliebter als jemals zuvor“ [16]. Dieser Trend wird auch durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt. „Die Zahl von Übernachtungen auf deutschen Camping- und Stellplätzen sowie die Anzahl zugelassener Freizeitfahrzeuge erreichen in Deutschland jährlich neue Höchststände“ [16]. Im Jahr 2017 gab es in Deutschland 1,4 Millionen zugelassene Campingfahrzeuge, davon 620.000 Caravans (mobil), 260.000 Caravans auf Dauerstandplätzen, 420.000 Reisemobile und 100.000 umgebaute bzw. als PKW zugelassene Reisemobile [16]. Der Bruttoumsatz dieser Urlaubsform lag im Jahr 2017 bei 12,6 Milliarden Euro und beruht auf den Übernachtungskosten, Fahrtkosten, den Einkünften in der Gastronomie usw. [16]. Auch zahlreiche Freizeitangebote werden von Menschen genutzt, die mit ihrem Wohnmobil unterwegs sind. Deshalb gilt der Wohnmobiltourismus als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland.

Auch in der Feldbergregion und in ganz Baden-Württemberg lässt sich ein rasanter Anstieg des Wohnmobiltourismus erkennen. „Von 2015 bis 2019 haben die Übernachtungen in diesem Segment insgesamt um 26 Prozent zugelegt, sodass 2019 über 4,6 Mio. Übernachtungen auf Campingplätzen verzeichnet wurden“ [17]. Um dieser hohen Nachfrage gerecht werden zu können, bedarf es der nötigen Infrastruktur. Aufgrund der Tatsache, dass die Qualität der Ausstattung darüber entscheidet, ob die Urlauber:innen wiederkommen, ist es von essentieller Bedeutung, eine grundlegende Infrastruktur (v.a. Wasser und Strom) zur Verfügung zu stellen. Denn ein schöner Stellplatz reicht heute nicht mehr aus, um die Bedürfnisse der Reisenden zu befriedigen. „Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmig sein, um dadurch insgesamt die Gästezufriedenheit zu gewährleisten“ [17]. Nichtsdestotrotz steht auch der Ausbau der Infrastruktur (v.a. von Stellplätzen) am Feldberg im Spannungsfeld zum Naturschutz. Der Wohnmobiltourismus soll dort durch die Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur gesteuert werden. Auf diese Weise wird versucht, das Abstellen von Wohnmobilen in der freien Natur oder an nicht dafür vorgesehenen Parkplätzen zu verhindern.

Eine Anwohnerin im Ortsteil Falkau berichtet von einem überfüllten Wohnmobilstellplatz in ihrer Nähe. Besonders an Wochenenden nimmt sie den ehemaligen PKW-Parkplatz als überfüllt wahr. Volker Haselbacher (Hochschwarzwald Tourismus GmbH) betont die Notwendigkeit der Einrichtung neuer Stellplätze. Besonders am Feldberg sei ein offizieller Stellplatz notwendig. Sowohl Winter- als auch Sommergäste möchten nah am Berg parken, aber dort fehlt noch das Angebot. Dies birgt das Risiko, dass die Wohnmobile an Orten parken, wo sie Natur, Wanderwege oder Zufahrtsstraßen beanspruchen. Als Negativbeispiel wird oft der Windgfällweiher erwähnt, der unmittelbar an die Gemeinde Feldberg angrenzt. Dort gibt es keinen ausgewiesenen Stellplatz, weshalb infolge fehlender Kontrolle der Besucher:innen-Parkplatz im Sommer mit Wohnmobilen überfüllt ist. Dies sorgt nicht nur für verstopfte Straßen, sondern auch für Müll und ungeklärte Abwässer, die in die Natur gelangen. Solche Auswirkungen sollen durch geeignete Parkplätze mit entsprechender Ausstattung verhindert werden. Durch die Bereitstellung offizieller Stellplätze können Konflikte zwischen Anwohner:innen und Wohnmobilist:innen vermieden werden. Außerdem wird der Wohnmobilverkehr auf diese Weise kanalisiert, was den Ortsverkehr entlastet. Zusätzlich ist dies eine Möglichkeit, um die Besucher:innen-Ströme und die Kaufkraft an die gewünschten Standorte zu binden und somit die Wertschöpfung der Region zu steigern [18].
Wohnmobilstellplätze in Feldberg. So viel Planung steckt dahinter.

Bauen bis zum Gipfel: Wie viel Infrastruktur braucht der Feldberg?

Neben Stellplätzen für Wohnmobile und Wanderwegen gibt es noch mehr Infrastruktur am Feldberg. Diese wurde vorrangig für den Tourismus gebaut und hat eine zentrale Funktion für den Feldberg.
Baukräne markieren die Stellen, an denen neue Wohnungen und Ferienapartments errichtet werden (Foto 1). Ziel ist es, den Gästen noch mehr hochwertige Übernachtungsangebote für ihren Urlaub zur Verfügung zu stellen. Die rege Bautätigkeit am Feldberg zeigt, dass es dort auch in Zukunft zahlreiche Tourist:innen geben wird – so zumindest die Annahme der Investor:innen. Einfach „drauflos zu bauen“ ist am Feldberg jedoch nicht möglich. Herr Mali, Wohnungswart in der Residenz Grafenmatt, erklärt, dass besondere Bauvorschriften in Erholungsgebieten zu beachten sind. Neubauten dürfe es nur dann geben, wenn hierfür zuvor ein anderes Gebäude abgerissen wird. Gleichzeitig müssen die neuen Gebäude der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Privatwohnungen sind nicht erlaubt. Das Foto zeigt den Bau neuer Ferienapartments, die im folgenden Videobeitrag angesprochen werden.

Neben neuen Ferienwohnungen ist im Dezember 2015 auch ein Parkhaus hinzugekommen (Foto 2). Es steht etwas unterhalb des Seebuck-Gipfels, einem der vier Gipfel des Feldbergs, und wird von der Firma Saba betrieben. Dadurch werden bis zu 1.200 PKW in geordnete Bahnen gelenkt. Diese haben früher die Zufahrtsstraße verstopft. Dementsprechend haben einige Gesprächspartner:innen im Rahmen unserer Studie das Parkhaus als Verbesserung bewertet. Hier wurde ebenfalls versucht, die Besucher:innen durch Infrastruktur zu lenken, indem den Sommer- und Wintertourist:innen eine zentrale Parkmöglichkeit direkt am Feldberger Hof und am offiziellen Skigebiet geboten wird. Gleichzeitig gibt es aber auch sehr kritische Stimmen. In der Planung wurde mit einer hohen Belegung der Parkhaus-Stellplätze durch die Gäste gerechnet. Diese wurde bisher nicht erreicht. Da dem Investor von der Kommune eine Mindestbelegung zugesichert wurde, muss die Kommune nun für den Ausfall bezahlen [20].

Als touristische Infrastruktur sind Skipisten und Liftanlagen bedeutsam für die Region (Foto 3). Die Pisten bestehen zwar in der Regel nicht aus einem größeren Bauwerk, aber sie sind dennoch oft mit erheblichen Eingriffen und landschaftlichen Veränderungen verbunden. Denn oftmals muss das Gelände angepasst werden, um gut geeignete Bedingungen für das Skifahren zu bieten, beispielsweise wenn größere Felsen vorhanden sind. Zudem ist eine intensive Bearbeitung durch Pistenraupen erforderlich, um den Schnee für den Skisport zu präparieren. So wird die Piste geebnet und der Schnee bleibt durch das Zusammenpressen länger liegen [21]. Am Feldberg sind die Skipisten nicht vom Gipfel wegzudenken. Zum einen fallen die ausgedehnten Flächen auch im Sommer sofort in den Blick, zum anderen werden sie während der Wintersaison für den Ski- und Snowboardsport benötigt. Durch ihre Funktion der Besucher:innen-Lenkung bieten Skipisten aber auch gewisse Vorteile für den Naturschutz. Besucher:innen werden an bestimmten Orten und entlang der Pisten konzentriert. Während der Corona-Pandemie wurde jedoch ein Gegenbeispiel sichtbar: Bürgermeister Johannes Albrecht berichtet, dass die geschützten Flächen außerhalb der Pisten viel stärker befahren wurden, als im Winter 2020 die Gondeln stillstanden. Neben den Vorteilen haben Skipisten auch einen negativen Einfluss auf die Natur. Beispielsweise werden die Vegetation und teilweise die Bodendecke bei einer geringen Schneedecke an stark befahrenen Stellen durch die scharfen Skikanten zerstört. Oft sind die Spuren noch nach der Schneeschmelze sichtbar. Auch Jungbäume am Pistenrand werden an manchen Stellen von Skikanten verletzt [21].

Für optimale Bedingungen in der Wintersaison werden einige Pisten künstlich beschneit. Im Sommer lagern die Schneekanonen neben der Talstation (Foto 4). Die Beschneiung kann fehlenden Schneefall bei ausreichend niedrigen Temperaturen teilweise ausgleichen. Dies erfordert jedoch einen hohen Energie- und Wassereinsatz. Laut der Klimaprognosen ist außerdem ein weiterer Anstieg der Temperaturen zu erwarten. Dies verringert nicht nur den Schneefall, sondern gefährdet gleichzeitig die Möglichkeiten der technischen Beschneiung mit Schneekanonen. Für Flächen unterhalb von 1500 Metern wird eine gefährdete Schneesicherheit prognostiziert [22]. Ob es im Feldberger Skigebiet auch in Zukunft noch genug Schneetage geben wird, bleibt somit unklar. Laut Bürgermeister Johannes Albrecht ist das größte Problem, dass der Schnee immer häufiger erst nach den Weihnachtsfeiertagen kommt. Denn an diesen Tagen wollen am meisten Menschen Ski fahren. Wären die Weihnachtsferien ein paar Wochen später, würde es fast immer ausreichend Schnee geben. Jedoch ist die Nachfrage nicht mehr so groß, wenn die Weihnachtsferien vorüber sind

Wo es Skipisten gibt, müssen auch Lifte oder Gondeln vorhanden sein, die die Wintertourist:innen an den Gipfel befördern. Dafür wurde viel investiert. Insgesamt summieren sich die Ausgaben auf 25 Millionen Euro in 20 Jahren. Am Seebuck gibt es zurzeit fünf Lifte. Im weiteren Feldberggebiet sind es insgesamt 14 Liftanlagen mit 16 Abfahrtspisten [19]. In den Jahren zwischen 2004 und 2011 waren pro Winter durchschnittlich 400.000 Gäste auf diesen Skipisten unterwegs [1]. Im Sommer läuft am Seebuck eine 8er-Kabinenbahn (Foto 5). Aktuell wird an Plänen für eine neue Bahn gearbeitet, so Bürgermeister Albrecht.

Aufgrund der unklaren Situation des Skisports werden zunehmend andere Möglichkeiten für Tourist:innen geschaffen – zum großen Teil auch für die Sommermonate. Beispielsweise setzt die Gemeinde Feldberg auf den Wandertourismus. So werden mit Zertifizierung vom Deutschen Wanderinstitut „Premium-Wanderwege“ ausgewiesen, die besonders gut beschildert sind und reizvolle Aussichten bieten (Foto 6). “Auf jedem Wegkilometer werden anhand von 34 Kriterien etwa 200 Merkmale zum Wegformat, zur Landschaft, zu kulturellen Sehenswürdigkeiten, zivilisatorischen Barrieren, zum Wanderleitsystem und zu den Makrostrukturen des Umfeldes erhoben” [23]. Laut Feldberg-Ranger Achim Laber, klammern sie wichtige Bereiche im Sinne des Naturschutzes bewusst aus. Denn es werden große Teile der Besucher:innen-Ströme an ausgewählten Orten gebündelt, obwohl es für die Tier- und Pflanzenwelt günstiger wäre, wenn sich eine kleinere Zahl von Menschen selbstständig mitten durch das Naturschutzgebiet bewegt.

Bei der Infrastruktur spielen aber nicht nur die Interessen der Tourist:innen eine Rolle. Auch die Bevölkerung muss ausreichend versorgt werden. Dabei sind einige Herausforderungen zu meistern.
Wie werden die Einheimischen am Feldberg versorgt?

Wie geht es weiter am Feldberg?

Die zahlreich vorhandenen Attraktionen werden auch weiterhin Tourist:innen und Tagesgäste an den Feldberg locken. Somit wird auch die Planung in Zukunft nicht zum Erliegen kommen. Die Herausforderungen bleiben bestehen: das Gleichgewicht zwischen Tourismus und Naturschutz, die Lenkung der Besucher:innen am Feldberg und in der Gemeinde, der Umgang mit neuen Trends in den sozialen Medien sowie die wechselseitigen Auswirkungen zwischen dem Tourismus und der Gemeinde Feldberg. Zusätzlich wird der Klimawandel in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Der Wintersport als Haupteinnahmequelle ist auf Schnee angewiesen, von dem in der Hauptsaison, den Weihnachtsferien, immer weniger vorhanden sein wird. Lässt sich das Skifahren in dieser Form noch länger aufrechterhalten – und wie ist es mit dem Natur- und Klimaschutz vereinbar? Wie lange wird sich der Wohnmobiltourismus halten? Und welche neuen Trends werden aufkommen?

Auch nach den umfangreichen Arbeiten für unsere Projektstudie bleibt abzuwarten, wie sich der Feldberg künftig entwickeln wird. Klar ist: Tourist:innen wird es am Feldberg vorerst weiterhin geben und die Tourismusbranche hat alle Hände voll zu tun. Zum Abschluss kommen die Expert:innen am Feldberg noch einmal selbst zu Wort.
Im Zeichen der Nachhaltigkeit – Expert:innen sprechen über die Zukunft am Feldberg.
[Literaturverzeichnis]
  • [1] Roth, R.; Faas, H.P.; Armbruster, F.; Förschner, P. (2013): Rahmenplan "Feldberg 2020": Studie zur nachhaltigen Entwicklung der Sporttourismus-Destination. Deutsche Sporthochschule, Institut für Natursport und Ökologie.
  • [2] Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG) (o. J.): Zum Sonnenaufgang - Lieblingsplätze für den perfekten Sonnenaufgang. Online unter: https://www.schwarzwald-outdoor.de/lieblingsplaetze-fuer-den-perfekten-sonnenaufgang/ (letzter Zugriff 25.10.2021).
  • [3] Ganschow, L. (2019): Der Feldberg. Online unter: https://www.planet-wissen.de/natur/naturschutz/ranger_und_wildhueter/pwiederfeldberg100.html (letzter Zugriff 25.10.2021).
  • [4] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2021): Beherbergungen im Reiseverkehr seit 1984. Gemeinde Feldberg (Schwarzwald) (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Online unter: https://www.statistik-bw.de/TourismGastgew/Tourismus/08065012.tab?R=GS315037 (letzter Zugriff 27.10.2021).
  • [5] Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) (2013): Geschäftsbericht 2012. Vorgelegt anlässlich der Jahrestagung am 17. Juli in Donaueschingen.
  • [6] Heuchele, L.; Nothacker, K.; Renner, C.; Konold, W.; Lupp, G. (2014). Die Bedeutung des Wintersports für den Tourismus im Südschwarzwald und Überlegungen zu potentiellen schneeunabhängigen Alternativen – Eine Analyse von Wahrnehmungen im Hinblick auf den Klimawandel. Zeitschrift für Tourismuswissenschaft, 6(1), S. 5-22. https://doi.org/10.1515/tw-2014-0103 (letzter Zugriff 27.10.2021).
  • [7] Duval, B-K. (2014): Der erste Skiläufer auf dem Feldberg. Wie ein Tag im Februar den Schwarzwald veränderte. Online unter: https://www.hochschwarzwald.de/reisemagazin/alle-geschichten/historie/der-erste-skilaeufer-auf-dem-feldberg (letzter Zugriff 24.10.2021).
  • [8] Feldberger Hof (o.J.): 150 Jahre Geschichte Feldberger Hof. Gastegebertradition in sechs Epochen über drei Jahrhunderte - Geschichte, die verpflichtet! Online unter: https://www.feldberger-hof.de/familienhotel-schwarzwald/tradition-geschichte (letzter Zugriff 24.10.2021).
  • [9] Ulsamer H. (o.J. a): Das Naturschutzgebiet Feldberg. Naturschutzzentrum Südschwarzwald. Online unter: https://www.naz-feldberg.de/naturschutzgebiet-feldberg (letzter Zugriff 25.10.2021).
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  • [11] Ulsamer H. (o.J. b): Wintersport und Naturschutz. Die zehn häufigsten Fragen an Feldberg-Ranger Achim Laber zum Thema Skisport und Naturschutz. Naturschutzzentrum Südschwarzwald. Online unter: https://www.naz-feldberg.de/wintersport-und-naturschutz?inheritRedirect=true (letzter Zugriff 25.10.2021).
  • [12] Spittler, R. (2019): Besucherlenkung zur Konfliktentschärfung im Naturschutz und zur nachhaltigen Angebotsentwicklung. Konflikte durch Erholungsnutzung in Großschutzgebieten und deren Entschärfung durch innovatives Besuchermanagement. BfN-Skripten, 520, S. 29-40.
  • [13] Fahs, M. & Scherfose, V. (2013): Touristische Nutzungskonflikte in deutschen Nationalparken. Unveröffentlicht.
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  • [16] Harrer, B.; Sporer, M. (2018): Der Campingplatz- und Reisemobil-Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Angebot, Nachfrage und ökonomische Relevanz in Deutschland 2016/17. dwif e.V. Schriftenreihe Nr.58. München. S.1-47. ISSN 0541-3370.
  • [17] Wolf, G. (2020): Potenziale des Wohnmobiltourismus in Baden-Württemberg im Kontext der Viruspandemie. Landtag von Baden-Württemberg - 16. Wahlperiode. Antrag der Abg. Dr. Patrick Rapp u. a. CDU und Stellungnahme des Ministeriums der Justiz und für Europa. Drucksache 16 / 8984. Online unter: https://www.landtag-bw.defiles/live/sites/LTBWfiles/dokumente/WP16/Drucksachen/8000/16_8984_D.pdf (letzter Zugriff 25.10.2021).
  • [18] Borsdorf, A. (o.J.): Wohnmobile in Innsbruck - Problem und Chance. Studie für die Stadt Innsbruck und den Tourismusverband Innsbruck. Online unter: https://www.researchgate.net/profile/Axel-Borsdorf/publication/321161012_Wohnmobile_in_Innsbruck-Problem_und_Chance_Studie_fur_die_Stadt_Innsbruck_und_den_Tourismusverband_Innsbruck_Wohnmobile_in_Innsbruck-Problem_und_Chance_1_Problemstellung_3/links/5a127521aca27287ce2a7aa9/Wohnmobile-in-Innsbruck-Problem-und-Chance-Studie-fuer-die-Stadt-Innsbruck-und-den-Tourismusverband-Innsbruck-Wohnmobile-in-Innsbruck-Problem-und-Chance-1-Problemstellung-3.pdf (letzter Zugriff 23.10.2021).
  • [19] Lessat, J. (19.04.2017): Auf Sulz gebaut. KONTEXT: Wochenzeitung 316. https://www.kontextwochenzeitung.de/politik/316/auf-sulz-gebaut-4324.html (letzter Zugriff 27.10.2021).
  • [20] Kelnberger, J. (12.02.2018): Ausblick mit Parkhaus. Süddeutsche Zeitung vom 08.02.2018. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/reise/wintersport-im-schwarzwald-ausblick-mit-parkhaus-1.3855743 (letzter Zugriff 27.10.2021).
  • [21] Luder, P. (1983): Konflikt Fremdenverkehr und Naturschutz: Beispiel Alpen. In: Geographica Helvetica 38 (2), S. 78–82.
  • [22] Teich, M.; Lardelli, C.; Bebi, P; Gallati, D.; Kytzia, S.; Pohl, M.; Pütz, M; Rixen, C. (2007): Klimawandel und Wintertourismus: Ökonomische und ökologische Auswirkungen von technischer Beschneiung. Birmensdorf.
  • [23] Deutsches Wanderinstitut (2021): Kriterien Deutsches Wandersiegel. Online unter: https://www.wanderinstitut.de/deutsches-wandersiegel/kriterien/ (letzter Zugriff: 29.10.2021).
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