Hinterzarten – eine Tourismusgemeinde im Wandel
Outdoorsport im Winter wie im Sommer, Wellness, Genuss, Natur und Landwirtschaft hautnah erleben – der Hochschwarzwald bietet Tourist:innen vielseitige Angebote. Die Gemeinde Hinterzarten kann als Tor zu diesen verstanden werden. Wer in Freiburg die Höllentalbahn nimmt und nach ca. 25 Minuten und knapp 600 Höhenmetern wieder verlässt, dem eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten. Die Gemeinde Hinterzarten erstreckt sich vom Ufer des Titisees bis zu den Hängen des Feldbergs und grenzt damit an zwei beliebte Reise- und Ausflugsziele des Südschwarzwalds – und ist zudem selbst eines. Der Tourismus hat für Hinterzarten eine zentrale Bedeutung. Sichtbar wird dies am Verhältnis von Einwohner:innen und Gästebetten: auf eine Bevölkerung von 2600 Menschen kommen knapp 3000 Übernachtungsmöglichkeiten [1]. Im Hochschwarzwald liegt der Ort nach Feldberg und Titisee-Neustadt auf Platz drei der Übernachtungszahlen – ca. 630.000 waren es im Jahr 2019, vor der COVID-19-Pandemie [2]. Bedient werden vom Angebot in Hinterzarten verschiedenste Zielgruppen: von Übernachtungsmöglichkeiten im hochpreisigen Luxussegment mit Wellnessangebot über gutbürgerliche Pensionen und Ferienwohnungen, bis hin zu Ferien auf dem Bauernhof und einem Campingplatz. „Es ist für alle was dabei“ – so das Selbstverständnis der Hinterzartener:innen. Die Gemeinde war und ist ein beliebtes Urlaubsziel im Schwarzwald – und eine Destination im Wandel. Die Akteur:innen im Tourismus der Gemeinde führen die Beliebtheit des Ortes einerseits auf die Vielfalt des Angebots und die damit einhergehende Breite der bedienten Zielgruppen zurück, andererseits auf das gesunde Gleichgewicht zwischen dem Bewahren von Tradition und ursprünglichem Schwarzwald-Charme sowie der Offenheit für Veränderung und Zukunftsweisendes.
Hinterzarten – ein Ort lebt mit dem Tourismus
Im Fokus der Untersuchungen im Rahmen der Projektstudie in Hinterzarten liegen die Veränderungen, das Reagieren auf sich wandelnde Interessen und Bedürfnisse von Gästen und neue Anforderungen der Branche sowie Anpassungen an aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Die Entwicklung Hinterzartens als touristische Destination soll weder als linear verstanden werden noch als modellhafte Abfolge eines Zyklus im Sinne des Tourism Area Life Cycle Model [3]. Vielmehr soll an dieser Stelle das Prozesshafte der Entwicklung des Tourismus in Hinterzarten herausgestellt werden [4]. Ein Ort, der historisch so stark durch den Tourismus geprägt wurde wie Hinterzarten, lässt sich nicht isoliert betrachten. Er ist Teil eines komplexen Systems aus verschiedenen Akteur:innen, externen Einflüssen und Trends, ökologischen wie wirtschaftlichen Anforderungen und Veränderungen politischer und sozialer Rahmenbedingungen [5]. So gibt es in zeitlicher und räumlicher Dimension zahlreiche Faktoren, die einen Wandel der Destination herbeiführen und die weitere Entwicklung beeinflussen [4]. Die gewählte Perspektive reagiert somit auch auf die Kritik an anderen Modellen, dass touristische Destinationen weder als in sich geschlossene Systeme noch als homogene Einheiten verstanden werden sollten [6]. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich daher mit der Frage, an welchen Punkten des touristischen Systems die Prozessualität des Wandels in Hinterzarten festgemacht werden kann und in welchen Repräsentationen sie sich besonders manifestiert.
Hinterzarten hat durch die landschaftlichen Gegebenheiten, die klimatischen Verhältnisse sowie Traditionen in Architektur und Brauchtum ein stark ursprüngliches Angebot. Der ursprüngliche Charakter des Angebots wird von den Bürger:innen Hinterzartens und den Akteur:innen in der Tourismusbranche immer wieder betont. Dessen Schutz und Bewahrung kommt große Bedeutung zu. Wie sich das daraus abgeleitete touristische Angebot historisch entwickelt hat und aktuell weiter ausgebaut wird, soll in den folgenden Rubriken beleuchtet werden. Zu Beginn besonders herauszustellen sind in diesem Kontext die Höhenlage, die Hinterzarten als Luftkurort und als Standort des Wintersports bekannt gemacht hat, sowie die naturräumliche Vielfalt einschließlich des Feldberggebietes, verschiedener Gewässer, der Ravennaschlucht und eines Hochmoors. Dazu kommen die bis heute erhaltenen kulturellen Güter, wie die traditionellen Schwarzwaldhöfe und die lebendige Trachtenkultur.
Auszumachen sind zwei zentrale Pfeiler der touristischen Entwicklung, die in diesem Beitrag illustriert werden: Zum einen die Diversifizierung des Angebots – der Destination im Allgemeinen, aber auch innerhalb einzelner Betriebe, im Sinne der Multifunktionalität. Zum anderen der Generationenwechsel – sowohl in Form der Verjüngung der Zielgruppen als auch in der Weitergabe von inhaber:innengeführten Betrieben in Gastronomie, Hotellerie und Landwirtschaft. An beiden Themen zeigt sich das wechselseitige Zusammenspiel von endogenen und exogenen Faktoren.
Hinterzarten als touristische Destination scheint es gelungen zu sein, sich von dem Klischee des „verstaubten Schwarzwalds“ als Reiseziel für ältere Menschen zu emanzipieren und erfolgreich eine Vielzahl und Bandbreite von Tourist:innen anzusprechen. Wie hat sich diese Entwicklung historisch vollzogen und mit welchen Herausforderungen sah sich der Ort in diesem Prozess konfrontiert?
Hinterzarten hat durch die landschaftlichen Gegebenheiten, die klimatischen Verhältnisse sowie Traditionen in Architektur und Brauchtum ein stark ursprüngliches Angebot. Der ursprüngliche Charakter des Angebots wird von den Bürger:innen Hinterzartens und den Akteur:innen in der Tourismusbranche immer wieder betont. Dessen Schutz und Bewahrung kommt große Bedeutung zu. Wie sich das daraus abgeleitete touristische Angebot historisch entwickelt hat und aktuell weiter ausgebaut wird, soll in den folgenden Rubriken beleuchtet werden. Zu Beginn besonders herauszustellen sind in diesem Kontext die Höhenlage, die Hinterzarten als Luftkurort und als Standort des Wintersports bekannt gemacht hat, sowie die naturräumliche Vielfalt einschließlich des Feldberggebietes, verschiedener Gewässer, der Ravennaschlucht und eines Hochmoors. Dazu kommen die bis heute erhaltenen kulturellen Güter, wie die traditionellen Schwarzwaldhöfe und die lebendige Trachtenkultur.
Auszumachen sind zwei zentrale Pfeiler der touristischen Entwicklung, die in diesem Beitrag illustriert werden: Zum einen die Diversifizierung des Angebots – der Destination im Allgemeinen, aber auch innerhalb einzelner Betriebe, im Sinne der Multifunktionalität. Zum anderen der Generationenwechsel – sowohl in Form der Verjüngung der Zielgruppen als auch in der Weitergabe von inhaber:innengeführten Betrieben in Gastronomie, Hotellerie und Landwirtschaft. An beiden Themen zeigt sich das wechselseitige Zusammenspiel von endogenen und exogenen Faktoren.
Hinterzarten als touristische Destination scheint es gelungen zu sein, sich von dem Klischee des „verstaubten Schwarzwalds“ als Reiseziel für ältere Menschen zu emanzipieren und erfolgreich eine Vielzahl und Bandbreite von Tourist:innen anzusprechen. Wie hat sich diese Entwicklung historisch vollzogen und mit welchen Herausforderungen sah sich der Ort in diesem Prozess konfrontiert?
Die historische Entwicklung des Tourismus in Hinterzarten
Hinterzarten zählte neben Schluchsee und St. Blasien zu den ersten Orten, die sich im Hochschwarzwald als touristische Destination herausgebildet haben [4]. Die Entstehung der Ortsstruktur Hinterzartens wurde von dieser Entwicklung maßgeblich geprägt. Bis zum beginnenden 20. Jahrhundert bestand die Gemeinde als Streusiedlung ohne Ortskern. Der Einfluss externer Faktoren auf die Herausbildung eines touristischen Angebots und entsprechender Infrastruktur lässt sich daher in der Geschichte Hinterzartens besonders gut betrachten.
Historische Meilensteine der touristischen Entwicklung
- 1850 – erste Erholungssuchende kommen als Tourist:innen nach Hinterzarten
- 1887 – Fertigstellung der Höllentalbahn
- 1900 – Entstehung eines Ortskerns
- 1924 – Bau der Skischanze
- 1960 – Olympiasieg (und 1996 Weltmeistertitel) des Hinterzartener Wintersportlers Georg Thoma
- 1964 – Ausweisung als heilklimatischer Kurort
- 1987 – Ringen um den Erhalt der Höllentalbahn
Während sich der Hochschwarzwald als Ziel für Erholungsreisende Ende des 19. Jahrhunderts etablierte, sorgte vor allem der Bau der Höllentalbahn für einen starken Anstieg der Gästezahlen. Die gute Anbindung an die Stadt Freiburg stellt bis heute einen wichtigen Faktor für die Erreichbarkeit und damit den Besucher:innenzulauf Hinterzartens dar. Im Zuge des erhöhten Gästeaufkommens Ende des 19. Jahrhunderts wurden neben den bereits bestehenden Beherbergungsbetrieben wie dem Hotel Adler (ehemals Zartenwirtsgut) neue Gaststätten, Hotels und Geschäfte errichtet. Zudem entstand in dieser Zeit das Rathaus. Durch diese Vorgänge bildete sich ein Ortskern heraus, der, kontinuierlich erweitert, bis heute besteht. Diese Entwicklung wird als „touristische Überprägung der gesamten Gemarkung einschließlich fast aller Hofgüter“ beschrieben [7].
Von der bis heute unverbauten Kirchwiese aus hat man einen perfekten Blick auf das aktuelle Bauvorhaben an der Skischanze
Anfang des 20. Jahrhunderts gewann Hinterzarten als Ort des Wintersports an Bedeutung. Durch die Höhenlage und die landschaftliche Prägung entwickelte sich der Ort zu einer zentralen Anlaufstelle für Wintersportler:innen. Ergänzt wurde dies durch den Bau der Skisprungschanze im Jahr 1924. Weiteren Auftrieb erhielt die Bedeutung des Skisports für die Gemeinde durch den Olympiasieg und Weltmeistertitel des in Hinterzarten aufgewachsenen Skispringers und nordischen Kombinierers Georg Thoma in den 1960er Jahren. Bis heute ziehen der zum Adler-Skistadion modernisierte Sprungschanzenkomplex, das vielseitige Loipennetz, die Pisten am Windeckkopf-Lift sowie zahlreiche Optionen zum Rodeln und Schneeschuhwandern schneebegeisterte Gäste in den Ort. Die Geschichte des Wintersports und seiner zentralen Akteure, wie z. B. der Familie Thoma, werden heute im Schwarzwälder Skimuseum in Hinterzarten erfahrbar gemacht.
Einen weiteren zentralen Treiber der Entwicklung stellt die Ausweisung Hinterzartens als heilklimatischer Kurort dar. Die entsprechende Infrastruktur für dieses Prädikat entstand in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und diese Investitionen zahlten sich für den Ort aus. Die als Fachklinik für Lymphologie international bekannte ‘Földiklinik’ und die ‘Klinik in der Zarten’ als Klinik für Innere Medizin, Psychotherapie und Naturheilverfahren waren Anlaufstelle für zahlreiche Kurpatient:innen. Die Bürger:innen Hinterzartens beschreiben die Kurgäste und ihre Familien, die zu Besuch anreisen und in Hotels oder Ferienwohnungen nächtigen, bis heute als ein prägendes Element der Hinterzartener Gästelandschaft. Für den Kurbetrieb und den Tagestourismus stellt die naturräumliche Vielfalt einen wesentlichen Standortfaktor dar.
Hinterzarten vereinigt in seinem Profil die drei klassischen Elemente touristischer Entwicklung des Hochschwarzwalds – 1. ästhetische Landschaft und Natur, 2. Erholung und Gesundheit sowie 3. Wandern und Wintersport [4]. Infolgedessen verzeichnete die Gemeinde seit den 1960er Jahren kontinuierlich ansteigende Übernachtungszahlen, die Ende der 1980er Jahre ihren Höhepunkt erreichten mit über 700.000 Übernachtungen im Jahr 1988 [7]. Um diese Zahlen zu ermöglichen, entstanden neben weiteren Hotels auch zahlreiche Ferienwohnungen, private Gästezimmervermietungen und Übernachtungsmöglichkeiten auf landwirtschaftlichen Höfen. Das Konzept der Ferien auf dem Bauernhof etablierte sich in Hinterzarten bereits in den 1970er Jahren, als bäuerliche Betriebe wegen Strukturproblemen in der Landwirtschaft nach zusätzlichen Erwerbsmöglichkeiten suchen mussten. Es bildet bis heute einen zentralen Bestandteil des touristischen Angebots in Hinterzarten.
Seit Ende der 1980er Jahre kam es zu stagnierenden und sinkenden Gästezahlen. Ebenso reduzierte sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste. Diese Entwicklung wurde durch mehrere Faktoren beeinflusst: Reformen im Gesundheitssystem führten zu sinkenden Budgets für Kuren und Rehas [8]. Die Beliebtheit traditioneller mehrwöchiger Wander- und Erholungsaufenthalte, auf die sich viele Hotels in Hinterzarten spezialisiert hatten, nahm ab. Dies entsprach dem übergeordneten Trend einer touristischen Nachfrage, die sich nun zunehmend auf spontane Reisen und Kurzaufenthalte konzentrierte und mehr Wert auf individualisierbare Angebote und Erlebnisorientierung sowie kulinarischen Genuss und Wellness legte. Für die Destinationen des Hochschwarzwalds bestand also dringender Handlungsbedarf, sich mit Innovation und Flexibilisierung, Angebot und Infrastruktur neu aufzustellen. Zentral waren hierbei die Verjüngung und Diversifizierung des Angebots. Zur Positionierung als moderne und zeitgemäße Destination trug die Gründung der Hochschwarzwald Tourismus GmbH 2008 bei. Hinterzarten gehörte zu den Gründungsgemeinden. Wie wurden und werden in Hinterzarten Multifunktionalität und Generationenwechsel verstanden und gelebt?
Einen weiteren zentralen Treiber der Entwicklung stellt die Ausweisung Hinterzartens als heilklimatischer Kurort dar. Die entsprechende Infrastruktur für dieses Prädikat entstand in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und diese Investitionen zahlten sich für den Ort aus. Die als Fachklinik für Lymphologie international bekannte ‘Földiklinik’ und die ‘Klinik in der Zarten’ als Klinik für Innere Medizin, Psychotherapie und Naturheilverfahren waren Anlaufstelle für zahlreiche Kurpatient:innen. Die Bürger:innen Hinterzartens beschreiben die Kurgäste und ihre Familien, die zu Besuch anreisen und in Hotels oder Ferienwohnungen nächtigen, bis heute als ein prägendes Element der Hinterzartener Gästelandschaft. Für den Kurbetrieb und den Tagestourismus stellt die naturräumliche Vielfalt einen wesentlichen Standortfaktor dar.
Hinterzarten vereinigt in seinem Profil die drei klassischen Elemente touristischer Entwicklung des Hochschwarzwalds – 1. ästhetische Landschaft und Natur, 2. Erholung und Gesundheit sowie 3. Wandern und Wintersport [4]. Infolgedessen verzeichnete die Gemeinde seit den 1960er Jahren kontinuierlich ansteigende Übernachtungszahlen, die Ende der 1980er Jahre ihren Höhepunkt erreichten mit über 700.000 Übernachtungen im Jahr 1988 [7]. Um diese Zahlen zu ermöglichen, entstanden neben weiteren Hotels auch zahlreiche Ferienwohnungen, private Gästezimmervermietungen und Übernachtungsmöglichkeiten auf landwirtschaftlichen Höfen. Das Konzept der Ferien auf dem Bauernhof etablierte sich in Hinterzarten bereits in den 1970er Jahren, als bäuerliche Betriebe wegen Strukturproblemen in der Landwirtschaft nach zusätzlichen Erwerbsmöglichkeiten suchen mussten. Es bildet bis heute einen zentralen Bestandteil des touristischen Angebots in Hinterzarten.
Seit Ende der 1980er Jahre kam es zu stagnierenden und sinkenden Gästezahlen. Ebenso reduzierte sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste. Diese Entwicklung wurde durch mehrere Faktoren beeinflusst: Reformen im Gesundheitssystem führten zu sinkenden Budgets für Kuren und Rehas [8]. Die Beliebtheit traditioneller mehrwöchiger Wander- und Erholungsaufenthalte, auf die sich viele Hotels in Hinterzarten spezialisiert hatten, nahm ab. Dies entsprach dem übergeordneten Trend einer touristischen Nachfrage, die sich nun zunehmend auf spontane Reisen und Kurzaufenthalte konzentrierte und mehr Wert auf individualisierbare Angebote und Erlebnisorientierung sowie kulinarischen Genuss und Wellness legte. Für die Destinationen des Hochschwarzwalds bestand also dringender Handlungsbedarf, sich mit Innovation und Flexibilisierung, Angebot und Infrastruktur neu aufzustellen. Zentral waren hierbei die Verjüngung und Diversifizierung des Angebots. Zur Positionierung als moderne und zeitgemäße Destination trug die Gründung der Hochschwarzwald Tourismus GmbH 2008 bei. Hinterzarten gehörte zu den Gründungsgemeinden. Wie wurden und werden in Hinterzarten Multifunktionalität und Generationenwechsel verstanden und gelebt?
Wellness, Outdoor, Landleben – die Multifunktionalität des Tourismus in Hinterzarten
Der Tourismus Hinterzartens zeichnet sich aus durch eine große Angebotsvielfalt. Diese versucht, verschiedene Zielgruppen anzusprechen und eine Antwort auf die steigende Nachfrage nach individualisierten Urlaubsangeboten, Outdooraktivitäten, kulinarischem Genuss sowie Erholungs- und Gesundheitsurlaub zu geben. Die Vielfalt und Verjüngung der touristischen Angebote, die in Hinterzarten anzutreffen sind, stellen vor allem das touristische Erlebnis in den Vordergrund und bringen dabei unterschiedliche Tourismusformen hervor [4]:
Hinterzarten hat sich als Destination für Gesundheit und Regeneration etabliert. Trotz starker Einschnitte bei Kur- und Gesundheitsaufenthalten konnte dieser wichtige Bereich des Angebots erhalten und von der hochpreisigen Hotellerie im Ort um Wellness- und Erholungsangebote im Luxussegment erweitert werden. Beispiele hierfür sind das Hotel Adler, die Kesslermühle oder Erfurths Bergfried. Auch wenn einzelne Betriebe den Anspruch an eine Verjüngung und Diversifizierung ihrer Zielgruppen verfolgen, so bleiben diese hochpreisigen Wellnessangebote des Kurortes meist im Luxussegment verhaftet und damit dem gut situierten, oft älteren Klientel vorbehalten.
Ein Angebot für eine Vielzahl touristischer Zielgruppen bietet Hinterzartens Wandertourismus – ob für junge Tagestourist:innen, Familien oder Ältere. Das gut ausgebaute Wanderwegenetz leitet Aktivurlauber:innen bereits bei Verlassen des Bahnhofsgebäudes auf Wege zu den Gipfeln des Windeckkopfs und Feldbergs, in die Ravennaschlucht oder zum Mathisleweiher. Den variierenden Fitnessgraden der Gäste wird durch unterschiedlich anspruchsvolle Wanderwege Rechnung getragen: Genießerpfade und Premiumwanderwege wie der Säbelthomaweg ermöglichen gemütliche bis anspruchsvollere Runden, während mit dem Querweg und Westweg gleich zwei Fernwanderwege durch den Ort verlaufen. Somit werden auch solche Aktivtourist:innen bedient, die auf der Suche nach Mehrtagestouren sind. Dabei begegnet die umfangreiche Wanderinfrastruktur Hinterzartens der Entwicklung, dass das Wandern jüngst als Trendsportart wiederentdeckt wurde und so auch jüngere Zielgruppen anspricht [9].
Auch jenseits der Wanderwege zeigt Hinterzarten eine Vielfalt touristischer Angebote im Bereich der naturnahen Outdooraktivitäten. Es gibt Gipfeltrails zum Mountainbiken im Sommer und für Wintersportler:innen rund 4 km präparierte Skipisten zum Ski- und Snowboardfahren, 50 km Langlaufloipen und rund 60 km Winterwanderwege zum Schneeschuhwandern im Winter. Insbesondere jungen Familien und naturverbundenen Tourist:innen, die das Leben in den ländlichen Regionen des Hochschwarzwalds kennenlernen möchten, bieten mehrere Landwirtschaftsbetriebe Hinterzartens die Möglichkeit, Ferien auf dem Bauernhof zu verbringen.
Diese Diversifizierung des gesamten touristischen Angebots in Hinterzarten kann nicht nur als Folge historischer Entwicklungen des Schwarzwaldortes und als Reaktion auf die veränderte touristische Nachfrage ab den 1990er Jahren verstanden werden. Sie ist ebenso das Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Faktoren, die auf den Tourismus im gesamten Hochschwarzwald einwirken und den kontinuierlichen Wandel des Ortes auf räumlicher und zeitlicher Ebene prägen [4; 5]. Die Multifunktionalität der touristischen Angebote kann hier als Leitbild der regionalen und touristischen Entwicklung verstanden werden.
Hinterzarten hat sich als Destination für Gesundheit und Regeneration etabliert. Trotz starker Einschnitte bei Kur- und Gesundheitsaufenthalten konnte dieser wichtige Bereich des Angebots erhalten und von der hochpreisigen Hotellerie im Ort um Wellness- und Erholungsangebote im Luxussegment erweitert werden. Beispiele hierfür sind das Hotel Adler, die Kesslermühle oder Erfurths Bergfried. Auch wenn einzelne Betriebe den Anspruch an eine Verjüngung und Diversifizierung ihrer Zielgruppen verfolgen, so bleiben diese hochpreisigen Wellnessangebote des Kurortes meist im Luxussegment verhaftet und damit dem gut situierten, oft älteren Klientel vorbehalten.
Ein Angebot für eine Vielzahl touristischer Zielgruppen bietet Hinterzartens Wandertourismus – ob für junge Tagestourist:innen, Familien oder Ältere. Das gut ausgebaute Wanderwegenetz leitet Aktivurlauber:innen bereits bei Verlassen des Bahnhofsgebäudes auf Wege zu den Gipfeln des Windeckkopfs und Feldbergs, in die Ravennaschlucht oder zum Mathisleweiher. Den variierenden Fitnessgraden der Gäste wird durch unterschiedlich anspruchsvolle Wanderwege Rechnung getragen: Genießerpfade und Premiumwanderwege wie der Säbelthomaweg ermöglichen gemütliche bis anspruchsvollere Runden, während mit dem Querweg und Westweg gleich zwei Fernwanderwege durch den Ort verlaufen. Somit werden auch solche Aktivtourist:innen bedient, die auf der Suche nach Mehrtagestouren sind. Dabei begegnet die umfangreiche Wanderinfrastruktur Hinterzartens der Entwicklung, dass das Wandern jüngst als Trendsportart wiederentdeckt wurde und so auch jüngere Zielgruppen anspricht [9].
Auch jenseits der Wanderwege zeigt Hinterzarten eine Vielfalt touristischer Angebote im Bereich der naturnahen Outdooraktivitäten. Es gibt Gipfeltrails zum Mountainbiken im Sommer und für Wintersportler:innen rund 4 km präparierte Skipisten zum Ski- und Snowboardfahren, 50 km Langlaufloipen und rund 60 km Winterwanderwege zum Schneeschuhwandern im Winter. Insbesondere jungen Familien und naturverbundenen Tourist:innen, die das Leben in den ländlichen Regionen des Hochschwarzwalds kennenlernen möchten, bieten mehrere Landwirtschaftsbetriebe Hinterzartens die Möglichkeit, Ferien auf dem Bauernhof zu verbringen.
Diese Diversifizierung des gesamten touristischen Angebots in Hinterzarten kann nicht nur als Folge historischer Entwicklungen des Schwarzwaldortes und als Reaktion auf die veränderte touristische Nachfrage ab den 1990er Jahren verstanden werden. Sie ist ebenso das Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Faktoren, die auf den Tourismus im gesamten Hochschwarzwald einwirken und den kontinuierlichen Wandel des Ortes auf räumlicher und zeitlicher Ebene prägen [4; 5]. Die Multifunktionalität der touristischen Angebote kann hier als Leitbild der regionalen und touristischen Entwicklung verstanden werden.
Multifunktionalität lokaler Betriebe
Neben der Diversifizierung des touristischen Angebots in Hinterzarten lässt sich in der Region auch auf Ebene einzelner Betriebe ein Trend zur Multifunktionalität ausmachen. Diese hat sich zu einer wichtigen betrieblichen Strategie lokaler Landwirtschaftsbetriebe entwickelt.
Der Trend zur Diversifizierung von Einkommensquellen ist ein verbreitetes Phänomen in der deutschen Landwirtschaft. Meist resultiert die Erweiterung betrieblicher Standbeine daraus, Betriebsstrategien an die Entwicklungen von Agrarmärkten und -politik anpassen zu müssen und ist damit eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Viele Landwirtschaftsbetriebe können heute aus ihrer ursprünglich produzierenden Struktur heraus kein ausreichendes Einkommen mehr erwirtschaften [10; 11; 12]. Eine (Neu-)Ausrichtung hin zu multifunktional-innovativer Landwirtschaft eröffnet den Betrieben oft nicht nur neue Einkommensquellen, sondern fördert auch regionale Wertschöpfung und erfüllt zentrale soziale und kulturelle Funktionen für die Bevölkerung des ländlichen Raums [10; 13; 14]. Multifunktionalität innerhalb landwirtschaftlicher Betriebe umfasst dabei unter anderem die Direktvermarktung, touristische und gastronomische Angebote auf dem Bauernhof und die Beteiligung an landwirtschaftlichen Vermarktungskooperativen [10]. Insbesondere agrotouristische Einkommensalternativen sind auf Landwirtschaftsbetrieben in Deutschland überdurchschnittlich häufig vertreten [14].
In Hinterzarten haben sich mehrere Betriebe der Multifunktionalität verschrieben: Der Ospelehof, betrieben von Martin und Jutta Braun, setzt maßgeblich auf die Direktvermarktung der eigenen Produkte. Neben einer eigenen Käserei und der Produktion von Kosmetik aus Molke, erweitern saisonal variierende, kulinarische Angebote, Hofführungen und die Vermietung von Ferienwohnungen das Betriebsprofil. Der Mathislehof, der von Sarah Tirjer, ihrem Mann und zwei weiteren Kolleg:innen bewirtschaftet wird, umfasst neben der Jungviehaufzucht einen Hofladen, in dem Produkte vom eigenen Hof und seinen Partnerbetrieben vermarktet werden. Darüber hinaus gibt es verschiedene gastronomische Angebote für touristische Gruppen. Auch der Michelthomilishof der Familie Profazi vermietet neben der Milchviehhaltung vier Ferienwohnungen. Im Milchhäusle des Hofs können Besucher:innen die hofeigene Rohmilch direkt vom Milchautomaten beziehen.
Neben der Diversifizierung des touristischen Angebots in Hinterzarten lässt sich in der Region auch auf Ebene einzelner Betriebe ein Trend zur Multifunktionalität ausmachen. Diese hat sich zu einer wichtigen betrieblichen Strategie lokaler Landwirtschaftsbetriebe entwickelt.
Der Trend zur Diversifizierung von Einkommensquellen ist ein verbreitetes Phänomen in der deutschen Landwirtschaft. Meist resultiert die Erweiterung betrieblicher Standbeine daraus, Betriebsstrategien an die Entwicklungen von Agrarmärkten und -politik anpassen zu müssen und ist damit eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Viele Landwirtschaftsbetriebe können heute aus ihrer ursprünglich produzierenden Struktur heraus kein ausreichendes Einkommen mehr erwirtschaften [10; 11; 12]. Eine (Neu-)Ausrichtung hin zu multifunktional-innovativer Landwirtschaft eröffnet den Betrieben oft nicht nur neue Einkommensquellen, sondern fördert auch regionale Wertschöpfung und erfüllt zentrale soziale und kulturelle Funktionen für die Bevölkerung des ländlichen Raums [10; 13; 14]. Multifunktionalität innerhalb landwirtschaftlicher Betriebe umfasst dabei unter anderem die Direktvermarktung, touristische und gastronomische Angebote auf dem Bauernhof und die Beteiligung an landwirtschaftlichen Vermarktungskooperativen [10]. Insbesondere agrotouristische Einkommensalternativen sind auf Landwirtschaftsbetrieben in Deutschland überdurchschnittlich häufig vertreten [14].
In Hinterzarten haben sich mehrere Betriebe der Multifunktionalität verschrieben: Der Ospelehof, betrieben von Martin und Jutta Braun, setzt maßgeblich auf die Direktvermarktung der eigenen Produkte. Neben einer eigenen Käserei und der Produktion von Kosmetik aus Molke, erweitern saisonal variierende, kulinarische Angebote, Hofführungen und die Vermietung von Ferienwohnungen das Betriebsprofil. Der Mathislehof, der von Sarah Tirjer, ihrem Mann und zwei weiteren Kolleg:innen bewirtschaftet wird, umfasst neben der Jungviehaufzucht einen Hofladen, in dem Produkte vom eigenen Hof und seinen Partnerbetrieben vermarktet werden. Darüber hinaus gibt es verschiedene gastronomische Angebote für touristische Gruppen. Auch der Michelthomilishof der Familie Profazi vermietet neben der Milchviehhaltung vier Ferienwohnungen. Im Milchhäusle des Hofs können Besucher:innen die hofeigene Rohmilch direkt vom Milchautomaten beziehen.
Hinterzartens Landwirt:innen setzen auf Multifunktionalität
Alle drei Höfe verbindet die zentrale Rolle des Tourismus für ihren Betrieb. Die Multifunktionalität der landwirtschaftlichen Betriebe offenbart hier die Verwobenheit und Interdependenz des Tourismus mit den unterschiedlichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen lokaler Betriebe und ihrer Bewohner:innen.
Generationswechsel in touristischen Betrieben – Herausforderung oder Chance?
In anderen Fällen ist der betriebliche Wandel nicht (nur) durch Multifunktionalität geprägt, sondern (auch) durch einen Generationswechsel. Im Hinblick auf den Tourismus als Schwerpunkt in diesem Beitrag richtet sich das Augenmerk besonders auf Betriebe, die hauptsächlich vom Tourismus leben. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern der Tourismus aus prozessualer Sicht den generationalen Wandel in ansässigen Betrieben prägt und möglicherweise auch selbst durch diesen geprägt wird.
Etwa 59 Prozent der Einwohner:innen Hinterzartens sind über 40 Jahre alt, während 25 Prozent der knapp 2.600 Einwohner:innen sogar über 65 Jahre alt sind [15]. Ein Blick auf die Landwirtschaft zeigt weiterhin, dass die Zahl der bestehenden Betriebe in Hinterzarten von insgesamt 58 im Jahre 1979 auf 23 Betriebe im Jahre 2020 gesunken ist [16]. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass auch Hinterzarten vom Phänomen des sogenannten Höfesterbens betroffen ist. Das Höfesterben bezeichnet das Aufgeben von meist “traditionellen, bäuerlichen Familienbetrieben” aus wirtschaftlichen Gründen [17]. In Baden-Württemberg wurden rund 380.000 Höfen innerhalb von 56 Jahren aufgegeben. Ein Grund für die Schließung von Familienbetrieben ist dabei häufig die fehlende Übernahme und Weiterführung bei einem anstehenden Generationenwechsel. Die jüngere Generation übernimmt den Familienbetrieb meistens nur dann, wenn sich dies wirtschaftlich für sie lohnt und der Betrieb ihren Lebensunterhalt sichern kann. Dies ist oft nur der Fall, wenn ein weiteres Standbein, zum Beispiel durch touristische Angebote, aufgebaut werden kann [17]. In Hinterzarten haben sich einige landwirtschaftliche Höfe eine Existenz mit mehreren Standbeinen im Sinne der Multifunktionalität erarbeitet. In Gesprächen mit Landwirt:innen von dreien dieser Höfe spielte auch das Thema Generationswechsel eine Rolle:
Sonja Profazi und ihr Ehemann haben den Michelthomilishof in Hinterzarten von der Familie ihres Mannes übernommen und führen ihn nun mit mehreren touristischen Standbeinen weiter. Auch beim Mathislehof gab es einen Wechsel. Er wurde von Sarah Tirjer (25 Jahre alt) und ihrem Mann vor vier Jahren übernommen, nachdem das Grundstück für neue Pächter:innen ausgeschrieben wurde. Den Eltern ihres Mannes gehörte lange der Untermühlbachhof (in St. Georgen-Peterzell), der zusammen mit dem Mathislehof eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) bildet. Die beiden Höfe stehen in engem Austausch miteinander und teilen sich verschiedene Aufgaben. Seit sie den Hof übernommen haben, gab es einige Veränderungen im Betrieb – so gibt es seit dem Generationenwechsel beispielsweise einen eigenen Gemüseacker und auch eine Backstube, deren Produkte im eigenen Hofladen verkauft werden. Auch Martin Braun, seit 30 Jahren Besitzer des Ospelehofs in vierter Generation, teilt seine Gedanken zum vergangenen wie auch zu eventuellen künftigen Generationswechseln am Hof – für ihn geht ein solcher Wechsel auch immer mit Veränderungen im Betrieb einher: „Aber so ist’s halt [...] jeder macht seins. Ich hab schon ganz andere Dinge gemacht als mein Vater gemacht hat, war auch nicht immer gut angesehen anfangs, bis das mal geklappt hat, und so muss halt jede Generation ihr Ding machen.” Die Beobachtungen in Hinterzarten decken sich ein Stück weit mit den Erkenntnissen aus der Wissenschaft – denn während es vor vierzig Jahren noch ziemlich klar war, dass der Familienhof von der Nachfolgegeneration übernommen wird, bieten sich der jüngeren Generation heute zahlreiche Alternativen [17].
Ein dem Höfesterben sehr ähnliches Problem ist das Gasthaussterben, welches sowohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) als auch vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Baden-Württemberg identifiziert wurde [18; 19]. Ähnlich wie die Höfe, stehen Gasthäuser oder Hotels oft vor dem Problem, eine Nachfolge zu finden. Auch die touristischen Betriebe in Hinterzarten sehen sich, vor allem durch die starken Einbußen infolge der COVID-19-Pandemie, mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Der überwiegende Teil scheint sich jedoch halten zu können. Viele der Gasthäuser und Hotels im Ort sind seit mehreren Generationen im Familienbesitz und haben einen oder mehrere Generationswechsel vollzogen – so zum Beispiel das Parkhotel Adler, der Schwarzwaldhof, das Hotel Imbery und das Hotel Bergfried. Besonders bei den beiden letztgenannten ging der kürzlich vollzogene Generationenwechsel mit einer Modernisierung und Diversifizierung der traditionellen Häuser einher. Solche Prozesse lassen sich in ländlich geprägten Räumen immer häufiger beobachten [20].
Etwa 59 Prozent der Einwohner:innen Hinterzartens sind über 40 Jahre alt, während 25 Prozent der knapp 2.600 Einwohner:innen sogar über 65 Jahre alt sind [15]. Ein Blick auf die Landwirtschaft zeigt weiterhin, dass die Zahl der bestehenden Betriebe in Hinterzarten von insgesamt 58 im Jahre 1979 auf 23 Betriebe im Jahre 2020 gesunken ist [16]. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass auch Hinterzarten vom Phänomen des sogenannten Höfesterbens betroffen ist. Das Höfesterben bezeichnet das Aufgeben von meist “traditionellen, bäuerlichen Familienbetrieben” aus wirtschaftlichen Gründen [17]. In Baden-Württemberg wurden rund 380.000 Höfen innerhalb von 56 Jahren aufgegeben. Ein Grund für die Schließung von Familienbetrieben ist dabei häufig die fehlende Übernahme und Weiterführung bei einem anstehenden Generationenwechsel. Die jüngere Generation übernimmt den Familienbetrieb meistens nur dann, wenn sich dies wirtschaftlich für sie lohnt und der Betrieb ihren Lebensunterhalt sichern kann. Dies ist oft nur der Fall, wenn ein weiteres Standbein, zum Beispiel durch touristische Angebote, aufgebaut werden kann [17]. In Hinterzarten haben sich einige landwirtschaftliche Höfe eine Existenz mit mehreren Standbeinen im Sinne der Multifunktionalität erarbeitet. In Gesprächen mit Landwirt:innen von dreien dieser Höfe spielte auch das Thema Generationswechsel eine Rolle:
Sonja Profazi und ihr Ehemann haben den Michelthomilishof in Hinterzarten von der Familie ihres Mannes übernommen und führen ihn nun mit mehreren touristischen Standbeinen weiter. Auch beim Mathislehof gab es einen Wechsel. Er wurde von Sarah Tirjer (25 Jahre alt) und ihrem Mann vor vier Jahren übernommen, nachdem das Grundstück für neue Pächter:innen ausgeschrieben wurde. Den Eltern ihres Mannes gehörte lange der Untermühlbachhof (in St. Georgen-Peterzell), der zusammen mit dem Mathislehof eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) bildet. Die beiden Höfe stehen in engem Austausch miteinander und teilen sich verschiedene Aufgaben. Seit sie den Hof übernommen haben, gab es einige Veränderungen im Betrieb – so gibt es seit dem Generationenwechsel beispielsweise einen eigenen Gemüseacker und auch eine Backstube, deren Produkte im eigenen Hofladen verkauft werden. Auch Martin Braun, seit 30 Jahren Besitzer des Ospelehofs in vierter Generation, teilt seine Gedanken zum vergangenen wie auch zu eventuellen künftigen Generationswechseln am Hof – für ihn geht ein solcher Wechsel auch immer mit Veränderungen im Betrieb einher: „Aber so ist’s halt [...] jeder macht seins. Ich hab schon ganz andere Dinge gemacht als mein Vater gemacht hat, war auch nicht immer gut angesehen anfangs, bis das mal geklappt hat, und so muss halt jede Generation ihr Ding machen.” Die Beobachtungen in Hinterzarten decken sich ein Stück weit mit den Erkenntnissen aus der Wissenschaft – denn während es vor vierzig Jahren noch ziemlich klar war, dass der Familienhof von der Nachfolgegeneration übernommen wird, bieten sich der jüngeren Generation heute zahlreiche Alternativen [17].
Ein dem Höfesterben sehr ähnliches Problem ist das Gasthaussterben, welches sowohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) als auch vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Baden-Württemberg identifiziert wurde [18; 19]. Ähnlich wie die Höfe, stehen Gasthäuser oder Hotels oft vor dem Problem, eine Nachfolge zu finden. Auch die touristischen Betriebe in Hinterzarten sehen sich, vor allem durch die starken Einbußen infolge der COVID-19-Pandemie, mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Der überwiegende Teil scheint sich jedoch halten zu können. Viele der Gasthäuser und Hotels im Ort sind seit mehreren Generationen im Familienbesitz und haben einen oder mehrere Generationswechsel vollzogen – so zum Beispiel das Parkhotel Adler, der Schwarzwaldhof, das Hotel Imbery und das Hotel Bergfried. Besonders bei den beiden letztgenannten ging der kürzlich vollzogene Generationenwechsel mit einer Modernisierung und Diversifizierung der traditionellen Häuser einher. Solche Prozesse lassen sich in ländlich geprägten Räumen immer häufiger beobachten [20].
Lokale Akteur:innen sprechen über den betrieblichen Generationswechsel in Hinterzarten
Die Berichte der Betreiber:innen und Expert:innen aus den ansässigen Betrieben zeigen, dass auch ein Generationswechsel als wichtiger Faktor verstanden werden kann, der auf die Entwicklung der touristischen Destination einwirkt. Am Zusammenspiel von Unterkünften, Einwohner:innen, touristischen Expert:innen, Planungen sowie verschiedenen Angeboten wird deutlich, wie sich der Tourismus in Raum und Zeit verändert [4]. Generationswechsel, wie jene der hier betrachteten Betriebe, können vor allem stattfinden, weil die Wirtschaftlichkeit der Betriebe durch das hohe Tourismusaufkommen gesichert ist. Modernisierung und Diversifizierung der Angebote sollen zudem dafür sorgen, dass der Generationswechsel einerseits betrieblich erfolgen und andererseits auch jüngere Generationen von Tourist:innen in Hinterzarten ansprechen kann. Wie Volker Haselbacher (Hochschwarzwald Tourismus GmbH) und der Hinterzartener Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch erläutern, haben die genannten Maßnahmen dazu beigetragen, dass das Durchschnittsalter der Tourist:innen von etwa 50 Jahren auf knapp über 40 Jahre abgesenkt werden konnte.
Zukunftsperspektiven für die Gemeinde
Nach eingehender Betrachtung historischer Entwicklungen und aktueller Aspekte des Tourismus in Hinterzarten wird im Folgenden der Blick in die Zukunft gerichtet.
„Wie stellen wir uns die Zukunft Hinterzartens vor?“ – unter dieser Leitfrage gründete sich 2015 die Initiative Zukunft Hinterzarten, ein Zusammenschluss des Touristik-Vereins Hinterzarten und Breitnau e.V., des Handels-, Handwerk- und Gewerbevereins e.V., des Hotelier- und Wirtevereins Hinterzarten-Breitenau e.V. sowie einiger engagierter Bürger:innen [21]. Mithilfe einer externen Moderation tauscht sich die Initiative regelmäßig über zukunftsweisende Ideen aus und setzt eigene Projekte um. Im Jahr 2021 wurde zum Beispiel mit Unterstützung des EU-Regionalentwicklungsprogramms LEADER ein Mehrgenerationen-Parcours errichtet, der sowohl Einheimische als auch Tourist:innen zu Outdoor-Fitness einlädt [22]. Ein weiteres Projekt sind die „Nimm-mich-mit-Häusle“, die an drei Standorten in der Gemeinde errichtet wurden und als dezentrale Mitfahrgelegenheiten den öffentlichen Nahverkehr ergänzen [23]. Aktuell ist die Errichtung eines Aussichtsturms im Hinterzartener Hochmoor geplant, der die ökologische Bedeutung des Moors für Tourist:innen und Einheimische erlebbar machen soll. Neben diesen eher punktuellen Projekten, setzt sich die Initiative auch mit übergreifenden Fragen auseinander: Welche Perspektiven bieten sich der Tourismusentwicklung in Hinterzarten? Wo liegen Herausforderungen, Risiken und Chancen? In welchen Bereichen wird besonderer Handlungsbedarf gesehen?
Wie eingangs dargestellt, ist die touristische Entwicklung Hinterzartens nicht als rein linear zu begreifen, sondern als ein fortwährender Prozess, der durch vielfältige Faktoren geprägt wird, deren komplexes Zusammenspiel auf unterschiedliche Weise in räumlichen und zeitlichen Dimensionen hervortritt [4]. Im Hinblick auf die künftige Entwicklung Hinterzartens nehmen daher zusätzlich zu den bereits dargestellten Faktoren auch sogenannte Megatrends, wie der Klimawandel, die Digitalisierung oder der demographische Wandel, eine entscheidende Rolle ein [24; 25].
Insbesondere der Klimawandel stellt für Hinterzarten eine große Herausforderung dar, die sich maßgeblich auf den Wintertourismus auswirken wird, da mit steigenden Temperaturen auch geringere Schneefälle zu erwarten sind [26]. Die Rothaus-Schanze am Adler-Skistadion kann nach Vollendung der aktuellen Bauarbeiten zwar weiterhin auch als Sommer-Schanze genutzt werden, aber auf langfristige Sicht besteht Handlungsbedarf, für den Tourismus noch weitere wetterunabhängige Angebote zu schaffen [27].
Darüber hinaus wird der im Rahmen der voranschreitenden Digitalisierung zunehmende Online-Handel von lokalen Akteur:innen als Bedrohung des Einzelhandels im Ort wahrgenommen. Dem sei eine stärkere Vermarktung von regionalen Produkten und Dienstleistungen entgegenzusetzen. Ebenso stellt die Verbesserung der Infrastruktur ein großes Handlungsfeld für die Zukunft dar. Insbesondere der Netzausbau müsse schneller geschehen. Zudem gelte es, den öffentlichen Personennahverkehr weiter auszubauen, damit auch entlegenere Höfe gut erreichbar sind. Ferner ist der angespannte Wohnungsmarkt ein wichtiges Handlungsfeld. Es wird immer schwieriger, genügend Wohnraum für Personal in den gastronomischen Einrichtungen und Hotels zu finden sowie für junge Familien, die gerne in Hinterzarten bleiben wollen. Der Wohnraummangel wird durch die Vermietung von Ferienwohnungen verstärkt. Zwar wurde bereits ein Neubaugebiet ausgewiesen und bebaut, doch es wird weiterhin ein Mangel an Wohnraum beklagt. Die Bedürfnisse der Anwohner:innen stehen hierbei in direktem Konflikt mit der touristischen Nutzung.
Fragt man die Menschen vor Ort, wie sie angesichts der vielfältigen Herausforderungen die Zukunft des Tourismus in Hinterzarten wahrnehmen, ergibt sich allgemein jedoch ein sehr optimistisches Bild.
„Wie stellen wir uns die Zukunft Hinterzartens vor?“ – unter dieser Leitfrage gründete sich 2015 die Initiative Zukunft Hinterzarten, ein Zusammenschluss des Touristik-Vereins Hinterzarten und Breitnau e.V., des Handels-, Handwerk- und Gewerbevereins e.V., des Hotelier- und Wirtevereins Hinterzarten-Breitenau e.V. sowie einiger engagierter Bürger:innen [21]. Mithilfe einer externen Moderation tauscht sich die Initiative regelmäßig über zukunftsweisende Ideen aus und setzt eigene Projekte um. Im Jahr 2021 wurde zum Beispiel mit Unterstützung des EU-Regionalentwicklungsprogramms LEADER ein Mehrgenerationen-Parcours errichtet, der sowohl Einheimische als auch Tourist:innen zu Outdoor-Fitness einlädt [22]. Ein weiteres Projekt sind die „Nimm-mich-mit-Häusle“, die an drei Standorten in der Gemeinde errichtet wurden und als dezentrale Mitfahrgelegenheiten den öffentlichen Nahverkehr ergänzen [23]. Aktuell ist die Errichtung eines Aussichtsturms im Hinterzartener Hochmoor geplant, der die ökologische Bedeutung des Moors für Tourist:innen und Einheimische erlebbar machen soll. Neben diesen eher punktuellen Projekten, setzt sich die Initiative auch mit übergreifenden Fragen auseinander: Welche Perspektiven bieten sich der Tourismusentwicklung in Hinterzarten? Wo liegen Herausforderungen, Risiken und Chancen? In welchen Bereichen wird besonderer Handlungsbedarf gesehen?
Wie eingangs dargestellt, ist die touristische Entwicklung Hinterzartens nicht als rein linear zu begreifen, sondern als ein fortwährender Prozess, der durch vielfältige Faktoren geprägt wird, deren komplexes Zusammenspiel auf unterschiedliche Weise in räumlichen und zeitlichen Dimensionen hervortritt [4]. Im Hinblick auf die künftige Entwicklung Hinterzartens nehmen daher zusätzlich zu den bereits dargestellten Faktoren auch sogenannte Megatrends, wie der Klimawandel, die Digitalisierung oder der demographische Wandel, eine entscheidende Rolle ein [24; 25].
Insbesondere der Klimawandel stellt für Hinterzarten eine große Herausforderung dar, die sich maßgeblich auf den Wintertourismus auswirken wird, da mit steigenden Temperaturen auch geringere Schneefälle zu erwarten sind [26]. Die Rothaus-Schanze am Adler-Skistadion kann nach Vollendung der aktuellen Bauarbeiten zwar weiterhin auch als Sommer-Schanze genutzt werden, aber auf langfristige Sicht besteht Handlungsbedarf, für den Tourismus noch weitere wetterunabhängige Angebote zu schaffen [27].
Darüber hinaus wird der im Rahmen der voranschreitenden Digitalisierung zunehmende Online-Handel von lokalen Akteur:innen als Bedrohung des Einzelhandels im Ort wahrgenommen. Dem sei eine stärkere Vermarktung von regionalen Produkten und Dienstleistungen entgegenzusetzen. Ebenso stellt die Verbesserung der Infrastruktur ein großes Handlungsfeld für die Zukunft dar. Insbesondere der Netzausbau müsse schneller geschehen. Zudem gelte es, den öffentlichen Personennahverkehr weiter auszubauen, damit auch entlegenere Höfe gut erreichbar sind. Ferner ist der angespannte Wohnungsmarkt ein wichtiges Handlungsfeld. Es wird immer schwieriger, genügend Wohnraum für Personal in den gastronomischen Einrichtungen und Hotels zu finden sowie für junge Familien, die gerne in Hinterzarten bleiben wollen. Der Wohnraummangel wird durch die Vermietung von Ferienwohnungen verstärkt. Zwar wurde bereits ein Neubaugebiet ausgewiesen und bebaut, doch es wird weiterhin ein Mangel an Wohnraum beklagt. Die Bedürfnisse der Anwohner:innen stehen hierbei in direktem Konflikt mit der touristischen Nutzung.
Fragt man die Menschen vor Ort, wie sie angesichts der vielfältigen Herausforderungen die Zukunft des Tourismus in Hinterzarten wahrnehmen, ergibt sich allgemein jedoch ein sehr optimistisches Bild.
Mit Blick in die Zukunft – Tradition und Moderne vereinen
Insgesamt lassen sich einige Kernperspektiven der zukünftigen Ausrichtung des Tourismus in Hinterzarten aufführen, die in Gesprächen immer wieder benannt werden. Diese beziehen sich einerseits auf den Gesundheits- und Wellnesstourismus, der im Hinblick auf den demographischen Wandel künftig noch stärker nachgefragt wird und in Hinterzarten ideale Voraussetzungen zur Umsetzung findet. Andererseits steht der Familienurlaub als zentraler Trend im Fokus. Der Hochschwarzwald gilt als größte familienfreundliche Ferienregion in Baden-Württemberg. In Hinterzarten haben einige Gastgeber:innen bereits eine Auszeichnung im Landeswettbewerb Familie erhalten [28]. Weitere könnten folgen. Darüber hinaus wird ein umweltfreundlicher, ökologisch-nachhaltiger Tourismus anvisiert, der sich bemüht, wachsende Ansprüche von Tourist:innen mit Umweltschutz und klimapolitischen Zielen in Einklang zu bringen. Hinterzarten kann hierbei durch die gute Bahnanbindung und die damit einhergehende klimafreundliche Anreise punkten. Dies begünstigt auch den Inlandstourismus in Deutschland, welcher angesichts wachsender globaler Risiken, wie der aktuellen Pandemie, künftig noch größere Bedeutung gewinnen könnte.
In Hinterzarten bemüht man sich, den Charakter des typischen Schwarzwalddorfes mit seinen Traditionen und Alleinstellungsmerkmalen als Markenkern weitgehend zu bewahren, ohne diesen jedoch in seinem Urzustand zu konservieren. Ein behutsamer Wandel erlaubt es, das Bestehende anschlussfähig an die Moderne zu machen. Für den Tourismus in Hinterzarten ist hierbei die Authentizität des Ortes ein wichtiges Schlüsselmoment, das es auch in Zukunft zu erhalten gilt.
In Hinterzarten bemüht man sich, den Charakter des typischen Schwarzwalddorfes mit seinen Traditionen und Alleinstellungsmerkmalen als Markenkern weitgehend zu bewahren, ohne diesen jedoch in seinem Urzustand zu konservieren. Ein behutsamer Wandel erlaubt es, das Bestehende anschlussfähig an die Moderne zu machen. Für den Tourismus in Hinterzarten ist hierbei die Authentizität des Ortes ein wichtiges Schlüsselmoment, das es auch in Zukunft zu erhalten gilt.
Ein Ort mit Weitblick
Der Wandel einer maßgeblich vom Tourismus geprägten Gemeinde ist vielschichtig, dynamisch und vor allem herausfordernd: Modernisierung und Anschlussfähigkeit für jüngere Generationen und neue Zielgruppen stehen dem Wunsch gegenüber, die Ursprünglichkeit und Tradition des Schwarzwalds zu betonen. Die Diversifizierung von Angeboten und die Notwendigkeit wirtschaftlicher Zukunftsfähigkeit verlangen eine Vereinbarkeit mit Natur- und Klimaschutz. Der Erhalt familiengeführter Betriebe sieht sich konfrontiert mit den Folgen der COVID-19-Pandemie sowie den strukturellen Herausforderungen einer sich wandelnden Tourismusbranche. Trotz dieser großen Aufgaben und des Konfliktpotentials, das der Verjüngung einer Destination innewohnt, macht die Gemeinde Hinterzarten den Eindruck, gut gewappnet zu sein. Im Rahmen der Projektstudie gewährten Menschen, die in Hinterzarten von oder mit dem Tourismus leben, großzügig Einblicke in ihre Betriebe, in ihre Geschichten und Visionen. In den Gesprächen zeigte sich Hinterzarten offen für Veränderungen – z. B. für den Umbau der traditionellen Gaststube im Hotel Imbery zu einer Bar als Interpretation dessen, was für die neue Generation der Hochschwarzwälder:innen Modernität bedeutet. Die Gemeinde demonstrierte Engagement – in gewachsenen Vereinsstrukturen bleiben Traditionen lebendig, während sich neue Initiativen explizit der Zukunft verschreiben. Die Akteur:innen im Ort haben ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür, dass eine starke Abhängigkeit vom touristischen Zulauf besteht und dass im Schwarzwald sensible ökologische Gleichgewichte vorherrschen.
Hinterzarten scheint es in den letzten Jahren gelungen zu sein, auf externe Einflüsse mit politischer, gesellschaftlicher und unternehmerischer Bereitschaft und Innovationskraft zu reagieren. Ein starker Zusammenhalt im Ort, eine tatkräftige junge Generation sowie die Verfügbarkeit finanzieller Mittel für Investitionen spielten bei der Weichenstellung eine maßgebliche Rolle. Doch bleibt es wichtig zu betonen, dass – wie bereits für die vergangenen Entwicklungen herausgearbeitet – auch die zukünftigen Prozesse weder linear noch berechenbar verlaufen werden. Auch wenn in der Gemeinde politische Ambitionen für mehr sanften, zukunftsfähigen Tourismus bestehen, so wird sich doch noch zeigen müssen, inwiefern es mit diesen Zielen vereinbar ist, weiterhin vor Ort derart ressourcen- und energieintensive Segmente zu betreiben, wie die Luxushotellerie und Wellnesslandschaften, mit denen sich das Hinterzarten von heute einen Namen gemacht hat. Neben Bestrebungen im Klimaschutz sind auch Fragen der Digitalisierung und des Umgangs mit mangelndem Wohnraum sowie die finanzielle Stellung kleiner Gemeinden im ländlichen Raum wichtige Faktoren für die Zukunft des Tourismus in Hinterzarten. Wie die Akteur:innen im Ort sich diesen Herausforderungen von außen und von innen annehmen, wird auch entscheidend dafür sein, wie die Gemeinde von außen wahrgenommen wird. Da Vielseitigkeit und junge Gesichter bisher nicht die erste Assoziation mit dem Hochschwarzwald waren, liegt vielleicht genau hier eine Chance – traditionell verwurzelt, aber offen für zarten Wandel.
Hinterzarten scheint es in den letzten Jahren gelungen zu sein, auf externe Einflüsse mit politischer, gesellschaftlicher und unternehmerischer Bereitschaft und Innovationskraft zu reagieren. Ein starker Zusammenhalt im Ort, eine tatkräftige junge Generation sowie die Verfügbarkeit finanzieller Mittel für Investitionen spielten bei der Weichenstellung eine maßgebliche Rolle. Doch bleibt es wichtig zu betonen, dass – wie bereits für die vergangenen Entwicklungen herausgearbeitet – auch die zukünftigen Prozesse weder linear noch berechenbar verlaufen werden. Auch wenn in der Gemeinde politische Ambitionen für mehr sanften, zukunftsfähigen Tourismus bestehen, so wird sich doch noch zeigen müssen, inwiefern es mit diesen Zielen vereinbar ist, weiterhin vor Ort derart ressourcen- und energieintensive Segmente zu betreiben, wie die Luxushotellerie und Wellnesslandschaften, mit denen sich das Hinterzarten von heute einen Namen gemacht hat. Neben Bestrebungen im Klimaschutz sind auch Fragen der Digitalisierung und des Umgangs mit mangelndem Wohnraum sowie die finanzielle Stellung kleiner Gemeinden im ländlichen Raum wichtige Faktoren für die Zukunft des Tourismus in Hinterzarten. Wie die Akteur:innen im Ort sich diesen Herausforderungen von außen und von innen annehmen, wird auch entscheidend dafür sein, wie die Gemeinde von außen wahrgenommen wird. Da Vielseitigkeit und junge Gesichter bisher nicht die erste Assoziation mit dem Hochschwarzwald waren, liegt vielleicht genau hier eine Chance – traditionell verwurzelt, aber offen für zarten Wandel.
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Literaturverzeichnis
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- [1] Gemeinde Hinterzarten (2021a): Daten & Fakten. https://www.gemeinde-hinterzarten.de/seite/238967/daten-fakten.html (letzter Zugriff: 30.10.2021)
- [2] Hochschwarzwald Tourismus GmbH (2021): Jahresbericht Hochschwarzwalzwald Tourismus GmbH 2020.
- [3] Butler, R. (2004): The Tourism Area Life Cycle in the Twenty-First Century. In: Lew, A.A., Hall, C.M. und A.M. Williams (Hrsg.): A Companion to Tourism. Malden, MA, USA: Blackwell Publishing Ltd, 159–170.
- [4] Freytag, T., Korff, C. und N. Winsky (im Druck): Reassembling spatio-temporalities of tourism in the Upper Black Forest. In: Condevaux, A., Gravari-Barbas, M. und S. Guinand (Hrsg.): Tourism Dynamics in Everyday Places. Before and After Tourism. London: Routledge.
- [5] Bauder, M. und T. Freytag (2020): Geographie des Tourismus. In: Gebhardt, H. et al. (Hrsg.): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie. – Lehrbuch. Berlin, Heidelberg: Springer, 1045–1062.
- [7] Chapman, A. und D. Light (2016): Exploring the tourist destination as a mosaic: The alternative lifecycles of the seaside amusement arcade sector in Britain. In: Tourism Management 52, 254–263.
- [8] Mohr, B. und J. Laule (2002): Touristisches Angebot, Infrastrukturausbau und Siedlungswachstum. In: Schubert, H. (Hrsg.): Hinterzarten im 20. Jahrhundert: vom Bauerndorf zum heilklimatischen Kurort. Konstanz: Stadler, 159–184.
- [9] Korff, C. und B. Mohr (2008): Der Schwarzwald: Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus. In: Gebhardt, H. (Hrsg.): Geographie Baden-Württembergs: Raum, Entwicklung, Regionen. W. Kohlhammer Verlag, 271–283.
- [10] Winsky, N. und G. Zimmermann (2020): Insta-Research zum #westweg im Schwarzwald – wie digital repräsentierte Wandererfahrungen auf Instagram mittels quantitativer und qualitativer Methoden untersucht werden können. In: Zeitschrift für Tourismuswissenschaft (3), 317–342.
- [11] Höllinger, F., Haring, S. und A. Eder (2020): Betriebliche Rahmenbedingungen und Perspektiven multifunktional-innovativer Landwirtschaft. Ergebnisse einer Mixed-Methods-Befragung von LandwirtInnen in Österreich. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 45, 69–89.
- [12] Steiner, L. K. (2011): Multifunktionale Landwirtschaft durch kreative Diversifizierung. Eine taxonomische Studie in Mittel- und Süddeutschland. https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/430a/Handbuch/Steiner2011.pdf (letzter Zugriff: 28.10.2021)
- [13] Steiner, L. K. und V. Hoffmann (2012): Multifunctional agriculture through creative diversification - A taxonomic study in the middle and south of Germany. In: Berichte über Landwirtschaft -Hamburg- 90, 235–257.
- [14] Wilson, G. A. (2009): The Spatiality of Multifunctional Agriculture: A Human Geography Perspective. In: Geoforum 40, 269-280. 10.1016/j.geoforum.2008.12.007.
- [15] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (Hrsg.) (2017): Urlaub auf dem Bauernhof. Analyse der Ist-Situation und des Marktpotentials im Agrotourismus. Bonn, München. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_laendliche-Regionen/StudieAgrotourismus.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (letzter Zugriff: 28.10.2021)
- [16] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2021a): Bevölkerung nach Altersgruppen, Hinterzarten. https://www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/Alter/01035410.tab?R=GS315052 (28.10.2021)
- [17] Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2021b): Betriebsgrößenstruktur seit 1979, Hinterzarten. https://www.statistik-bw.de/Landwirtschaft/Agrarstruktur/05015023.tab?R=GS315052 (letzter Zugriff: 28.10.2021)
- [18] Wichmann, P. (2007): Höfesterben und baulicher Verfall unserer Dörfer: Scheunen-Umnutzung statt Abbruch. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 36(4), 204–210.
- [19] DEHOGA (Hrsg.) (2019): DEHOGA Magazin 8.19, S. 4; https://www.dehogabw.de/fileadmin/Mediendatenbank_DE/Mediendatenbank_BW/07_INFORMIEREN/DEHOGA_Magazin/2019/DEHOGA_Magazin_2019_08.pdf (letzter Zugriff: 28.10.2021)
- [20] Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg (2021): Tourismuskonzeption. https://wm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-wm/intern/Publikationen/Tourismuskonzeption_Baden-Wuerttemberg-2021_ONLINE.pdf (letzter Zugriff: 28.10.2021)
- [21] Streifeneder, T. (2020): Tourismus im ländlichen Raum. In: Pechlaner, T. (Hrsg.): Destination und Lebensraum. Perspektiven touristischer Entwicklung, Wiesbaden: Springer, 61–71.
- [22] Gemeinde Hinterzarten (2021b): Hinterzarten erleben… Zukunft Hinterzarten. https://www.gemeinde-hinterzarten.de/seite/261294/zukunft-hinterzarten.html (letzter Zugriff: 27.10.2021).
- [23] Gemeinde Hinterzarten (2021c): LEADER Projekt Mehrgenerationen Parcour. https://www.gemeinde-hinterzarten.de/seite/532874/leader-projekt.html?browser=1 (letzter Zugriff: 27.10.2021).
- [24] Maurer, D. (2017): Ein Ort zum Innehalten und Erfrischen. In: Badische Zeitung vom 06.05.2017.
- [25] Buckley, R., Gretzel, U., Scott, D., Weaver, D. und S. Becken (2015): Tourism megatrends. In: Tourism Recreation Research, 40(1), 59–70.
- [26] Moutinho, L., Rate, S. und R. Ballantyne (2013): Futurecast: An exploration of key emerging megatrends in the tourism arena. In Costa, C., Panyik, E. und D. Buhalis (Hrsg.): Trends in European tourism planning and organization. Bristol/Buffalo/Toronto: Channel View Publications, 313–325.
- [27] Endler, C., Oehler, K. und A. Matzarakis (2010): Vertical gradient of climate change and climate tourism conditions in the Black Forest. In: International Journal of Biometeorology 54, 45–61.
- [28] Jürgens, J. und D. Maurer (2020): "Nicht vom Schnee abhängig sein" - Gemeinden und Vereine investieren Millionenbeträge in Wintersportanlagen im Hochschwarzwald - trotz Klimawandel. In: Badische Zeitung vom 29.08.2020.
- [29] Gemeinde Hinterzarten (2018): Auszeichnung Familienfreundliche Region für Hinterzarten. https://www.gemeinde-hinterzarten.de/news/1/477768/nachrichten/477768.html (letzter Zugriff: 27.10.2021).